Die Sehnsucht nach gutem Klang

Die Musik-, Tanz- und Kunstschule will ihren Jazzkeller umgestalten. Doch das Rathaus stimmt bislang nicht zu. Von Lisa Fritsche

Foto Jazzkeller Bannewitz
Kein Platz für Inspiration: Pierre Gissel will den Kellerraum der Musik-, Tanz- und Kunstschule Bannewitz umgestalten. Mehr Licht, bessere Akustik und vor allem mehr Platz soll es auf den knapp 60 Quadratmetern geben. Foto: Eric Münch

Wenig Licht, weiße Wände und ein Teppich, der die besten Jahre bereits hinter sich hat – im Jazzkeller der Musik-, Tanz- und Kunstschule Bannewitz ist einiges zu tun. Früher als Klassenzimmer genutzt, dient der 60Quadratmeter große Raum heute vor allem als musikalischer Unterrichts- und Auftrittsort. Nach einem inspirierenden Ambiente suchen Schüler und Lehrer in dem Kellerraum allerdings vergeblich. Das soll sich nun bald ändern.
„Es ist nicht so, wie man sich einen Unterrichtsraum vorstellt“, erklärt Musikpädagoge Pierre Gissel, der seit zwei Jahren jeden Montag im Keller der Musikschule arbeitet. Zwar ist der Raum stets angenehm kühl, doch wegen der zu kleinen Fenster und unzureichender Beleuchtung fehlt es an Helligkeit. Auch Stauraum ist Mangelware: Ein herumstehendes altes Schlagzeug, ein defektes Klavier und verschiedenes technisches Equipment lassen eher die Atmosphäre eines Abstellraumes, als die eines Musikschulzimmers entstehen.
Gissel und seinen Schülern macht allerdings nicht nur die Gestaltung, sondern auch die Akustik des Raumes zu schaffen. Provisorische Vorhänge konnten das Lautstärkeproblem allein nicht lösen. „Saxophon oder Schlagzeug sind nun einmal laute Instrumente“, sagt der 27-Jährige. Darüber hinaus nutzen auch Klarinettisten, Band und Ensemble den Jazzkeller für ihre Proben.
Schließlich ergriff Gissel im Mai die Initiative und legte Schulleiterin Irmela Werner sein Konzept vor. „Es ist schön, so engagierte Mitarbeiter zu haben“, erklärt die 62-Jährige, die das Vorhaben unterstützt. Neben einer verbesserten Beleuchtung soll auch eine mobile Bühne für zukünftige Ensemblekonzerte und Musizierabende installiert werden. Bühnenmolton könnte darüber hinaus Schall und Lautstärke dämmen. Beim Sommerfest im Juni wurden bereits 350 Euro mit Unterstützung der Eltern gesammelt. Auch bei den geplanten Umbaumaßnahmen hoffen die Lehrer wieder auf die Mithilfe der Eltern und Schüler. „Wir freuen uns über viele fleißige Hände“, sagt Pierre Gissel.
Für die farbliche Umgestaltung konnte er bereits den Verein Pro Jugend gewinnen, der seit über einem Jahr den Raum als Außenbüro der Region Bannewitz, Kreischa und Rabenau mit nutzt. Geplant ist ein Graffitiworkshop mit Jugendlichen aus der Gemeinde. „Für unseren Verein sind solche Projekte kein Neuland“, sagt Diplom Sozialarbeiterin Sandy Ungermann. Gemeinsam mit den Jugendlichen sollen dabei nicht nur Motivideen für den Jazzkeller entwickelt, sondern auch ein interkultureller Austausch unter den Teilnehmern angeregt werden. „Das Projekt kann erst umgesetzt werden, wenn die Gemeinde Bannewitz ihr Einverständnis für die Umgestaltung der Räume gibt“, erklärt Ungermann von Pro Jugend. Auf diese Bestätigung warten auch die Verantwortlichen der Musik-, Kunst- und Tanzschule. „Unsere Schüler können einen qualifizierten Raum erwarten“, erklärt Leiterin Werner. Deshalb wurde bereits intensive Überzeugungsarbeit beim Eigentümer geleistet. „Wir hatten ein gutes und konstruktives Gespräch mit der Gemeinde“, bestätigt Werner.
Die Umgestaltung birgt allerdings einige Hürden. So dürfen beispielsweise an der Decke und dem Bogengewölbe keine Bohrungen vorgenommen werden. „Das ist eine bauliche Voraussetzung. Das muss man natürlich akzeptieren“, sagt die Leiterin. Im neuen Schuljahr würden sie und ihre Kollegen gern den umgestalteten Jazzkeller beziehen. Zunächst heißt es allerdings abwarten. In der Zwischenzeit schmieden die Initiatoren bereis Pläne für die Neueröffnung: Ein Konzert der Band soll die neuen Räumlichkeiten stilecht einweihen.
http://www.sz-online.de/nachrichten/die-sehnsucht-nach-gutem-klang-2615339.html

Quelle: Sächsische Zeitung 12.07.2013